33.) Warum muss man die Pilgerfahrt machen?
34.) Wie kann man Gottes Existenz beweisen?
35.) Ist der Qur'an Gottes Wort?
36.) Warum sind Zinsen verboten?
37.) Warum dürfen Muslime keinen Alkohol zu sich nehmen und verkaufen?
38.) Ist der Islam eine Religion, die alle Freuden verbietet?
39.) Wie ist die Erziehung im Islam?
40.) Wie stehen die Muslime zu Jesus? Ist er Gottessohn? Wurde er
gekreuzigt?
41.) Müsste der Islam nicht reformiert werden?
42.) Warum gibt es Sunniten und Schiiten? Was ist der Unterschied?
43.) Warum kann Muhammad as. den Quran nicht von der Bibel abgeschrieben
haben?
44.) Wie sieht ein islamischer Staat aus?
45.) Warum gibt es im Islam keine Trennung von Religion und
Politik ?
46.) Was ist die Scharia?
47.) Was ist der Unterschied zwischen Islam und Demokratie?
48.) Warum wird den Dieb die Hand abgeschnitten?
49.) Gibt es im Islam die Todesstafe?
Zu den Fragen
50-63
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33.) Warum muß man die
Pilgerfahrt machen ?
Bei allen gottesdiensltichen
Handlungen ist es wichtig zu wissen, daß Gott es so wollte. Wen es Gott so will, dann
machen die Muslime es auch, denn Er weiß alles besser und testet uns; es wird sich
dadurch herausstellen, wer Sein Diener ist und wer nicht. Allah braucht nämlich weder
unsere Pilgerfahrt noch unser Gebet. Was also ist der Sinn der Pilgerfahrt? Eine
hundertprozentige Antwort können wir nicht finden, möglich ist aber folgende: Ein Staat
besitzt bestimmte Gesetze. Wer diese Gesetze bricht, wird bestraft. Sinn des Strafens ist
nicht, daß man den Verurteilten quält oder ihm Schmerzen zufügt. Sinn ist es, diesen
Menschen zu einem nützlichen Teil dieser Gesellschaft zu formen. Wenn der Sinn einer
Bestrafung der wäre, die Schuldigen zu vernichten, dann würde jeder Schuldige die
Todesstrafe bekommen. Sinn ist es, ihn für die Gesellschaft zu gewinnen; aus ihm also
einen Menschen mit hoher Moral zu machen. Allah erzieht uns Menschen durch die
gottesdienstlichen Handlungen zu hoher Moral und gutem Charakter. Dadurch entstehen für
die Gesellschaft friedfertige und gute Menschen. Man wird sich und seinen Mitmenschen
keinen Schaden zufügen, sondern nützlich sein. Das kann man beobachten: Menschen, die
beten, Fasten und die Pilgerfahrt vollführen, sind im Gegensatz zu Menschen, die fern von
Gebeten sind, friedlicher, ruhiger, gesitteter, charakterstark , nützlicher. Hauptsache
ist nur, daß sie ihre Gebete aufrichtig durchführen. Der Sinn des Fastens ist der, am
eigenen Körper zu spüren, wie sich Millionen armer Menschen fühlen. Hieraus entsteht
das Bedürfnis, armen Menschen zu helfen. Der Sinn der Pilgerfahrt ist es, daß sich alle
Muslime an einem bestimmten Ort versammeln. Diese Menschen haben unterschiedliche
Sprachen, verschiedene Hautfarben; aber ihr Ziel ist gleich, alle machen dasselbe: Allahs
Gebote auszuführen. Das zeigt eine Einheit, eine Einzigartigkeit; das zeigt, daß alle
Menschen eine Gemeinschaft bilden, das gibt das Gefühl einer großen Familie. Millionen
von Menschen aus aller Welt treffen sich an einem bestimmten Ort der Erde. Sie unterhalten
sich, sprechen über ihre Probleme, suchen nach Lösungen. Auch wenn sie andere Sprachen
sprechen; sie unterhalten sich und zeigen ihre Gefühle durch Blicke, durch Taten und
schaffen Kontakte und Dialoge. Dadurch werden Gefühle wie Liebe, Frieden, Zusammenhalt
gestärkt. Das ist der Sinn der Pilgerfahrt.
34.) Wie kann man Gottes Existenz beweisen ?
Niemandem wird es gelingen, Allahs
Gestalt zu beschreiben; das ist für einen Menschen nicht möglich, denn Allah besitzt
keinen Körper, so wie wir. Allah können wir nicht sehen. Da wir Menschen aus Materie
bestehen, einen Körper haben, nur das wissen ,was wir erforschen, können wir Allah weder
mit Worten noch mit Sätzen beschreiben. Allah nicht sehen zu können heißt nicht, daß
wir Seine Existenz verneinen dürfen. Wir wissen ja auch, daß der Mensch einen Geist hat,
aber wir können ihn nicht sehen und beschreiben. Unsere Augen sind nicht dafür
geschaffen. Obwohl wir mit unserem Geist leben, können wir seine Gestalt, seine Existenz
nicht direkt sehen, aber wir können ihn an seinem Wirken erkennen. Jeder Mensch weiß,
daß es Intelligenz gibt, aber niemand kann sie sehen. Das heißt also: die Tatsache, Gott
nicht sehen zu können, heißt nicht, daß es Ihn nicht gibt. Man kann Allah selbst nicht
sehen, aber dafür Seine Eigenschaften und Werke erkennen . Beispiel: Es gibt die Erde und
das Weltall. Ihre derzeitige Existenz und Beschaffenheit ist aber nicht absolut zwingend.
Sie hätten auch nicht existieren können. Wenn die Tatsache, daß sie existieren, gleich
ist der Tatsache, daß sie auch hätten nicht existieren können, so muß man sich fragen:
Warum existieren sie? Es muß jemanden, beziehungsweise eine Macht geben, die entscheidet,
ob etwas existieren soll oder nicht. Sind die Menschen diese Macht, von der eben
gesprochen wurde? Nein, das ist ausgeschlossen, denn die Menschen haben nicht entschieden,
daß es die Erde, das Weltall und so weiter geben soll. Denn wenn jemand die Macht hat zu
entscheiden, daß etwas existieren soll, dann muß er auch die Macht haben, zu entscheiden
, daß etwas wieder verschwinden soll. Wenn wir logisch denken und sich alle Menschen
versammeln, könnten wir auch nur eine Erde erschaffen? Selbst primitive Menschen
verneinen diese Frage. Könnten alle Menschen diese Erde wieder verschwinden lassen?
Wieder nein. Die Erde dreht sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit um ihre eigene
Achse. Können die Menschen das stoppen? Nein. Es muß also eine Macht geben, die das
alles kann. Die Menschen sind nicht diese Macht und die Tiere und Pflanzen sowieso nicht.
Es muß also eine Macht geben. Diese Macht muß unendlich vollkommen sein und Kraft und
Wissen in unermeßlichem Umfang besitzen. Diese Macht ist Allah. Wenn es Allah nicht geben
würde, gäbe es auch keine Macht, die sich für die Existenz von Mond, Sternen, Erde und
Weltall entschieden hat. Wir wissen auch, daß alles im Weltall, vom Atom bis zu den
Sternen und Planeten, daß alles Erschaffene in Bewegung ist. Wenn wir einen Gegenstand
auf den Boden legen, wird er dort stehen oder liegen bleiben. Damit er sich bewegt ,
müssen wir Kraft aufwenden. Wenn nun alles in Bewegung ist und alles, wie wir es von
unserem Gegenstand kennen, das Bestreben hat, zur Ruhe zu kommen, wer ist es, der die
Atome, Erde , Sonnen, Sterne und Planeten in Bewegung hält? Wer gibt ihnen die Kraft?
Diese Macht kommt weder von den Menschen, noch von den Tieren oder Pflanzen, sie kommt von
Allah; unsere Logik zwingt uns, daran zu glauben und so ist es auch. Wenn wir diese Macht
anerkennen, dann sagen wir, daß es diese Macht ist, die entschieden hat, daß das ganze
Universum entstehen soll. Da der Mensch ein Teil des Universums ist, hat auch ihn diese
Macht erschaffen. Diese Macht oder auch Allah wollte ein intelligentes, logisch denkendes
Wesen erschaffen. So sind wir entstanden. Wir sind kein Produkt des Zufalls oder einer
Evolution aus einem Uraffen. Das ist auch unlogisch, denn auch heute sind Menschen nur
Menschen und Tiere nur Tiere. Kein Tier wird in dieser Zeit mit seinem Aussehen immer
menschlicher, das war auch nie so und das zu behaupten, ist absolut unlogisch. Allah ist
es, Der alles erschaffen hat und uns eine perfekte Gestalt und einen vollkommenen Körper
gegeben hat. Daran glauben wir Muslime.
35.) Ist der Qur'ãn Gottes
Wort ?
Der Qur'ãn ist Gottes Wort, auch
die Thora und die Bibel sind Gottes Worte. Allah hat die Thora offenbart, um den Juden
Gebote und Verbote in einem deutlichen Buch aufzuzeigen. Dann hat Er die Bibel
herabgesandt und zuletzt den Qur'ãn. Als Muslime glauben wir an folgendes. Neben Thora,
Bibel und Qur'ãn haben die Propheten noch andere Bücher offenbart bekommen, deren Namen
wir nicht mehr wissen, beziehungsweise die wir nicht mehr haben. Zum Beispiel hatten auch
die Propheten Abraham, Adam und Idris Rechtleitungen in schriftlicher Form bekommen,
jedoch existiert davon heute kein Exemplar mehr. Die Bücher, die es noch gibt, nämlich
Thora und Bibel, wurden im Laufe der Zeit von den Menschen verändert, so daß sie ihre
Originalität verloren haben. Deswegen kam als letztes Buch der Qur'ãn. Ihn konnten und
haben die Menschen nicht verändert bis zum heutigen Tag und es wird auch niemandem
gelingen, in ihm auch nur einen Buchstaben zu verändern, denn so hat es Allah uns
versprochen.
36.) Warum sind Zinsen
verboten ?
Wenn jemand etwas bekommt, dann
gibt er im Austausch auch etwas. Zum Beispiel fünf Kilogramm Äpfel als Gegenleistung
für 10 DM. Im Zinssystem gibt es so etwas nicht. Man gibt oder bekommt etwas ohne
Gegenleistung. Sie geben beispielsweise einer Person 1000 DM. Nach einem Jahr bekommen Sie
1200 DM zurück. Das heißt, Sie haben 200 DM mehr bekommen. Diese 200 DM sind die
Gegenleistung für die Ausleihzeit von einem Jahr. Die Zeit aber ist der Besitz aller
Menschen. Wenn die Zeit jedem gehört, können Sie durch sie auch nicht Geld verdienen.
Wenn Sie 1000 DM geben, und den Gegenwert in Höhe von 1200 DM bekommen, dann sind dies
keine Zinsen, sondern das ist Handel. Denn dann verdienen Sie nicht durch die Zeit,
sondern durch die Wertgegenstände. Das Zinssystem verdient durch ein Medium, das allen
gehört, nämlich die Zeit. Mit anderen Worten: Der Mensch wird nicht arbeiten und wird
ohne einen Finger krumm zu machen, Geld verdienen und auf der anderen Seite werden die
Armen der Gesellschaft darunter leiden, indem sie immer mehr Zinsen bezahlen. Wenn wir die
heutigen Länder betrachten, so sehen wir, daß die armen Ländern immer ärmer werden ,
weil sie ihr Ländereinkommen immer mehr für Zinsen und nicht für die Entwicklung ihres
Landes ausgeben müssen. Es gibt sogar Länder, die nur Zinsen bezahlen. Diese werden
niemals die Gelegenheit bekommen, sich zu entwickeln und unabhängig zu werden, während
die reichen Länder immer reicher werden. Ist das gerecht ?
37.) Warum dürfen Muslime keinen Alkohol zu sich nehmen und verkaufen ?
Ein wenig Alkohol macht nicht
betrunken. Warum gleich ein totales Verbot ? Der Grund für das Verbot liegt eigentlich im
Betrunkenmachen. Wer Alkohol trinkt, erfährt eine Bewußtseinstrübung, obwohl unser
Bewußtsein eines der großen Geschenke ist, die uns Gott gegeben hat. Denn sie
unterscheidet uns von den Tieren und macht uns vor Gott verantwortlich für unsere Taten.
Ein Lebewesen ohne Bewußtsein verliert seine Eigenschaften als Mensch, denn des Menschen
typische Eigenschaft ist es, vor Gott verantwortlich zu sein. Wenn das Bewußtsein
verschwunden oder eingeengt ist, dann verliert man auch das Verantwortungsbewußtsein.
Weil Alkohol Bewußtsein erniedrigt, zu absurden Tätigkeiten und Äußerungen führt, ist
er verboten. Was passiert, wenn wir so viel trinken, daß wir nicht betrunken werden? Wir
Muslime glauben, daß wir etwas, das in großen Mengen schadet, auch nicht eine kleine
Mengen zu uns nehmen sollten, wenn es nicht gerade lebensnotwendig ist. Denn auch wenn
jemand kleine Mengen Alkohol trinkt, besteht die Gefahr , daß dies irgendwann zur
Gewohnheit wird und man beginnt, größere Mengen zu konsumieren. Drei Millionen
Alkoholiker allein in Deutschland beweisen, daß die Menschen nicht imstande sind, ihren
Konsum zu kontrollieren. (Das ist die offizielle Zahl, die Dunkelziffer ist erheblich
höher.) Wenn also etwas verboten ist, etwas schädlich ist, etwas Sünde ist, dann sind
auch die Wege, die zu diesem Schädlichen führen, verboten. Es wird also versucht, von
vornherein diese verbotenen Wege zu blockieren. Wenn wir also keinen Alkohol trinken, wenn
dies also für die Muslime Sünde ist, dann darf ein Muslim auch nichts Verbotenes, in
diesem Fall Alkohol, verkaufen. Denn wenn dieser Alkohol nützlich für die Menschen
gewesen wäre, dann hätte Allah ihn nicht verboten. Wenn er nichts nützt und wir ihn
trotzdem verkaufen, heißt dies, daß wir andere zu diesem Schädlichen anstiften. Da ein
Muslim keinen schlechten Sachen den Weg ebnen sollte, ist also auch der Verkauf nicht
erlaubt.
38.) Ist der Islam eine
Religion, die alle Freuden verbietet ?
Der Islam ist keine Religion, die
alle Freuden verbietet. Nur wenn innerhalb dieser Freuden Dinge passieren, die gegen
islamische Regeln verstoßen, erst dann ist dies nicht erlaubt. Beispiel: Alkohol ist im
Islam nicht erlaubt. Wenn innerhalb einer Party Alkohol getrunken wird, dann ist auch
diese Feier verboten. Wenn aber alles im islamischen Rahmen verläuft, dann ist es auch
erlaubt.
39.) Wie ist die Erziehung
im Islam ?
Alle Religionen möchten, daß
folgende fünf Dinge geschützt werden: 1. Die Religion selber, also die Gläubigen, der
Glaube an Gott. 2. Der Verstand. 3. Die Gesundheit. 4. Der Besitz. 5. Der Nachwuchs. Diese
fünf Dinge sind auch im Islam geschützt. Schutz des Nachwuchses: Der Sinn einer Heirat
sollte es sein, Kinder auf die Welt zu bringen; Kinder zu erziehen. Nach dem Islam ist die
Ehe keine Institution, um sexuelle Bedürfnisse zu stillen, wenngleich dies auch zu einer
Ehe gehört. Durch die Ehe sollen beispielsweise außereheliche geschlechtliche
Beziehungen vermieden werden, denn diese sind im Islam verboten. Das Resultat wäre
Bestrafung. Zum einen sollen durch diese Ehe verbotene Beziehungen verhindert werden, zum
anderen wird die Nachkommenschaft der Menschheit gesichert. Aus diesem Grund ist die Ehe
einer Person, die sich schon von Anfang an vornimmt, keine Kinder zu zeugen, vor Gott zwar
gültig, aber ohne Sinn. So einer Ehe fehlt die Weisheit, der Sinn, das Ideal, das Ziel.
Wenn aber Kinder geboren werden, müssen sie auch gut erzogen werden. Und zwar erzogen im
Sinne des Islam. Da Mutter und Vater auf das heranwachsende Kind einen großen Einfluß
haben werden, sollten beide an Allah glauben und den Islam in ihrem Leben praktizieren.
Wenn die Eltern Alkoholiker sind, unreligiöse Charaktereigenschaften besitzen und
asoziale Verhaltensweisen zeigen, so werden sie sicherlich einen negativen Einfluß auf
das Kind haben. Selbst wenn ein Kind nur zwei bis drei Monate alt ist und die Eltern
nichts sagen, aber mit wütendem Gesichtsausdruck umhergehen, wird das Kind dies
sicherlich registrieren und sich unwohl fühlen. Da dies so ist, möchte der Islam eine
harmonische Familie. Darauf wird großer Wert gelegt. Wenn Harmonie und Glaube herrschen,
wird das Kind mit einem starken islamischen Charakter aufwachsen. Des weiteren wird darauf
geachtet, daß gleich nach der Geburt die islamischen Regeln seitens der Eltern befolgt
werden und Ausgeglichenheit herrscht. Denn das Neugeborene wird durch die Muttermilch
ernährt und somit auch durch diese beeinflußt. Durch ständigen Familienstreß kann
diese Versorgung des Kindes mit der Muttermilch gefährdet werden , denn die Milchgänge
werden durch bestimmte Sreßhormone eingeengt. Zum anderen wird das Kind von der Mutter
mit ihrer Liebe umsorgt. In dem Maße, wie die Mutter für ihr Kind Zuneigung aufbringen
kann, in dem Maße wird das Kind zum Positiven hin beeinflußt werden. Deswegen hat im
Islam das Kind ein Recht darauf, fürsorglich erzogen zu werden und eine Mutter hat das
Recht, ihr Kind zu erziehen. Wenn eine Mutter negative Verhaltensweisen zeigt, und das
Kind davon beeinflußt werden kann, dann wird ihr das Sorgerecht entzogen und eine
Ersatzmutter wird mit der Erziehung des Kindes beauftragt. Um das Wohlsein des Kindes wird
also von Anfang an gesorgt. Wenn das Kind zu sprechen beginnt, dann wird ihm, auch wenn es
den Sinn nicht versteht, der Name Gottes beigebracht. Das geschieht bereits im Alter von
drei bis fünf Jahren. In diesem Alter wird das Kind den Namen Gottes zwar aussprechen
können, doch wird es Allah mit Seinen Eigenschaften nicht verstehen, deswegen wird man
auch nicht in diese Richtung arbeiten. Mit fünf bis sechs Jahren wird auch einem Kind
noch nicht gesagt, daß es beten oder fasten soll, denn das Kind kann den Sinn des Gebetes
noch nicht verstehen. Ab sieben kann ein Kind mehr oder weniger logisch denken. Natürlich
schwankt das Alter je nach Kind. Das Kind kann ab diesem Alter aber verstehen, daß das
Gebet etwas besonderes ist. Und erst jetzt beginnt man, einem Kind die Gebete
beizubringen. Man darf aber auf das Kind keinen Druck ausüben. Es wird nur mit der
Ausbildung begonnen. Ab zehn beginnt man mit der Ausbildung zum Fasten und erst ab diesem
Alter sollte man das Kind dahingehend erziehen, daß es regelmäßig mit dem Beten und
Fasten beginnt. Sollte das Kind dies verweigern, wird es aufgrund dessen getadelt und es
wird ihm gesagt, daß Allah dieses bestrafen wird. Und erst ab der Pubertät wird nach
islamischer Lehre ein Mensch für seine Gebete zur Rechenschaft gezogen, denn erst ab dann
ist ein Mensch in der Lage, den tieferen Sinn des Betens zu verstehen. Natürlich ist dann
die Aufgabe der Eltern nicht beendet. Trotzdem werden Mutter und Vater die Erziehung durch
Empfehlungen weiter formen. Wichtig ist hierbei, daß die Eltern ihrer Vorbildfunktion
nachkommen und nichts empfehlen, was sie selber nicht praktizieren. Solche Ratschläge
würden nur zu Widersprüchen und Ablehnung führen. Sie sollten also selber beten, über
Allah, die Wiederauferstehung, über Glauben und so weiter Gespräche führen und so die
Erziehung vervollkommnen. Solange Eltern und Kinder zusammenleben, werden sie einen
Einfluß haben; die Eltern sind bis zur Pubertät verpflichtet und verantwortlich dafür,
daß ihr Kind eine islamische Erziehung bekommt und ab der Pubertät wird die Erziehung in
Form von Empfehlungen weitergeführt.
40.) Wie stehen Sie zu Jesus
? Ist er Gottes Sohn ? Wurde er gekreuzigt?
Nein, Jesus, Friede und Segen sei
mit ihm, ist ein Prophet. So wie andere Propheten wurde auch er nicht gekreuzigt. Nach dem
Qur'ãn befanden sich in Jerusalem, als Jesus seine Prophetenschaft verkündete,
überwiegend Juden. Die Juden waren gegen Jesus. Sie konnten nicht einsehen, daß die
Offenbarung, die Jesus zuteil wurde, die Thora, das Buch der Juden, ablösen sollte.
Obwohl also Jesus jüdischer Abstammung war, haben sie ihn bekämpft, weil er eine neue
Offenbarung brachte und damit die Lehren der Thora teilweise aufhob beziehungsweise sie
veränderte. Ihre Meinungsverschiedenheit wuchs von Tag zu Tag an, doch Jesus hörte nicht
auf, seine Botschaft zu verkünden. Um der Sache ein Ende zu machen, beschlossen die Juden
einen Komplott gegen Jesus. Eine Gruppe von Juden mit dem Anführer namens Jehuza sollte
Jesus in seinem Haus oder während eines Gespräches mit seinen Anhängern, aufspüren und
ihn kreuzigen. Das Kreuz und der Platz der Kreuzigung waren bereits vorbereitet. Nach
Aussagen des Qur'ãn spürte die Gruppe Jesus auf. In dem Augenblick verwandelte Allah den
Anführer der Gruppe, nämlich Jehuza in Jesu' Gestalt und nahm Jesus zu Sich hinauf. In
dem Tumult schnappten einige Anhänger der Gruppe Jehuza, den sie für Jesus hielten und
kreuzigten ihn statt Jesus. Später begannen sie sich zu fragen, wo denn Jehuza sei und
begannen ihn zu suchen. Sie fanden ihn jedoch nicht. Nach islamischer Meinung ist Jesus
ein Prophet und nicht Gottes Sohn, was er selber auch nie behauptet hat; er genießt im
Islam eine sehr hohe Stellung und wurde nicht gekreuzigt, sondern durch den Erzengel
Gabriel zu Allah gebracht. Kurz vor dem Weltuntergang wird er auf die Erde zurückkehren
und eine Zeit lang unter uns leben. Danach wird der Weltuntergang beginnen.
41.) Müßte der Islam nicht
reformiert werden ?
Nach dem Islam ist der letzte
Prophet Muhammed, s.a.s., gekommen, er hat Gottes Botschaft vollendet; Allah hat die
Bücher geschickt und Er hat für uns Gebote und Verbote bestimmt. Aus diesem Grund hat
nur Er das Recht, diese Gebote und Verbote zu ändern. Da die Menschen nicht den kleinsten
Einfluß auf den Inhalt des Qur'ãn gehabt haben, können sie Allahs Religion weder
verändern noch aufheben noch etwas hinzufügen. Aus diesem Grund darf man von Reform oder
ähnlichen noch nicht einmal reden, denn um zu reformieren, müßte man einiges
verändern, einiges löschen oder hinzufügen und dazu hat ein Mensch nicht das Recht,
denn Allah ist es, Der alles geregelt und bestimmt hat und nur Er ist Der, Der das Recht
auf eine Veränderung Seiner Botschaft besitzt. Wenn wir den Qur'ãn betrachten, der das
reine Wort Gottes ist, so werden wir schnell merken, daß keine technologische oder
soziale Entwicklung, keine Zeit, keine Bedingung im Widerspruch zu den Aussagen des
Qur'ãn steht noch stehen wird. Denn der Qur'ãn und damit der Islam hat keine starren
Gesetze sondern ist flexibel und mit der fortschreitenden Entwicklung des Menschen wird
der Qur'ãn immer jünger, das heißt, man wird ihn immer besser verstehen und anwenden
können. Alle neu entstandenen Fragen und Probleme kann man mit dem Qur'ãn beantworten
und lösen. Die Regeln, die Gebote und Verbote kann man durch Analogieschlüsse auf jede
Zeit der Menschengeschichte anwenden und so wird es auch in der Zukunft geschehen.
42.) Warum gibt es Sunniten
und Schiiten ? Was ist der Unterschied ?
Wie in allen von Gott gesandten
Religionen, dem Judentum, dem Christentum und schließlich dem Islam, gibt es auch hier
unterschiedliche Gruppierungen. Und so sind auch die Schiiten eine eigenständige
Gruppierung innerhalb des Islam und sie gehören natürlich auch zu dieser großen
Gemeinschaft. Was ist der Unterschied? Sie haben lediglich eine andere Auslegung,
ansonsten ist auch ihr heiliges Buch der Qur'ãn; ist auch ihr letzter Prophet Muhammed
s.a.s.; ist auch ihr Gott Allah. Wie sind die unterschiedlichen Auslegungen entstanden?
Natürlich muß man bemerken, daß eine gewaltige Zeitdauer von 14 Jahrhunderten
vorbeigegangen ist. In dieser Zeit sind viele politische Ereignisse geschehen und soziale
Veränderungen haben entscheidend auf die islamische Geschichte eingewirkt. Aufgrund
dieser politischen und sozialen Einflüsse haben diese Gruppen Ereignisse und
Angelegenheiten unterschiedlich ausgelegt. Qur'ãn-Verse und Verhaltensweisen des
Propheten s.a.s. wurden verschieden interpretiert. Dieses ist nach islamischer Lehre nicht
von Nachteil oder gar schädlich; gefährlich und schädlich sind nur die
unterschiedlichen Interpretationen, die nicht nach rein islamischen, sondern nach
politischen Aspekten entstanden sind. Zum Beispiel taucht eine größere
Meinungsverschiedenheit schon beim dritten Kalifen Osman auf, bei dem Abdullah ibni Sebe
nach vorherrschender Meinung den Islam benutzt hat, um eine politische Angelegenheit
durchzusetzen. Aus diesem Vorfall heraus begann eine Zeit von Streitigkeiten und Kämpfen
innerhalb der islamischen Gemeinschaft. Ähnliches gab es auch im Christentum und gibt es
dort noch bis heute. Da einzelne Gruppen, wie gesagt, Qur'ãn-Verse und Hadithe anders
interpretiert haben, kann es vorkommen, daß sich die Gruppen voneinander unterscheiden.
Nach islamischer Meinung gehören diese Gruppen aber trotzdem in die islamische
Gemeinschaft. Man darf aber niemals die Religion für politische Zwecke ausnutzen. Das ist
strikt gegen den Islam. Derartiges sollte man nicht machen, denn dann können
Meinungsverschiedenheiten entstehen, die sogar zu Kriegen ausarten können.
43.) Warum kann Muhammed
s.a.s. den Qur'ãn nicht von der Bibel abgeschrieben haben ?
Das ist weder möglich, noch paßt
dies in die islamische Glaubenslehre. Es ist nicht möglich, denn Muhammed s.a.s. war nie
in einer Schule, er konnte also weder schreiben noch lesen. Aus diesem Grund konnte er
natürlich nicht aus anderen Büchern Nutzen ziehen. Des weiteren ist Muhammed in Mekka
geboren und aufgewachsen. Dort wurde ihm seine Prophetenschaft von Allah zuteil. In Mekka
gab es aber keine Christen. Danach lebte er in Medina weiter. In Medina gab es nur einige
christliche Familien, die erst später zugewandert waren. Es gab in Medina aber viele
Juden. Doch die Juden hätten Muhammed s.a.s. nicht geholfen, da sie ihn als eine
Gefährdung ihrer eigenen Religion ansahen. Sie hätten ihm also weder geholfen, noch
hätten sie ihm ein Exemplar der Thora, von der es damals wenige gab, ausgehändigt. Der
Islam sagt, daß der Qur'ãn nach und nach von Allah herabgesandt wurde. Dabei war der
Erzengel Gabriel Vermittler und Muhammed s.a.s. der Empfänger. Gabriel trug Muhammed
s.a.s. die einzelnen Verse vor und ließ sie in seiner Gegenwart auswendig lernen. Nachdem
Muhammed s.a.s. die Botschaft Gottes auswendig gelernt hatte, entfernte sich Gabriel. Zu
der Zeit gab es bis zu 29 Schreiber. Je nachdem, welchen von ihnen der Prophet antraf,
wurde dieser beauftragt, das eben auswendig Gelernte niederzuschreiben. So haben es auch
die Historiker festgestellt und bestätigt. Sie bestätigen, daß Muhammed s.a.s. alle
Verse sofort niederschreiben ließ. Der Erzengel Gabriel ließ ihn die Verse auswendig
lernen und im nächsten Augenblick ließ Muhammed s.a.s. sie niederschreiben. Das war sehr
wichtig, denn während des islamischen Gebetes müssen die vorher auswendig gelernten
Verse rezitiert werden. So wurden einerseits die Verse niedergeschrieben und auf der
anderen Seite von hunderten Muslimen auswendig gelernt. Auf keinen Fall wurde also auch
nur die geringste Möglichkeit einer Veränderung zugelassen und nie ist bis heute auch
nur ein Wort oder ein Buchstabe verändert oder hinzugefügt oder entfernt worden, denn
bis heute wird der gesamte Qur'ãn jährlich von Millionen Gläubigen auswendig gelernt.
44.) Wie sieht ein islamischer Staat aus ?
Der Islam möchte einen Staat
haben, aber wie dieser Staat geführt werden soll, also welche Staatsform dort herrschen
soll, das hat der Islam den Menschen überlassen. Es soll also einen islamisch geführten
Staat geben; solange dieser Staat islamische Regeln und Gesetze befolgt, kann er eine
Republik, eine Monarchie sein oder ähnliches. Es kann also ein vom Volk gewähltes
Oberhaupt diesen Staat leiten, ein demokratisch geführter Staat also, es kann aber auch
ein monarchisch geführter Staat sein. Von einem Staat möchte der Islam nur, daß seine
Regeln und Gebote befolgt werden und das alle Angelegenheiten des Volkes im Einklang mit
dem Qur'ãn und der Sunna des Propheten gelöst werden. Aber das Staatsmodell an sich ist
nicht klar definiert, das kann variieren und deshalb ist der Islam eine Religion, die auch
in allen Zeiten praktiziert werden kann.
45.) Warum gibt es im Islam
keine Trennung von Religion und Politik ?
Das ist nicht möglich. Nach dem
Islam kann man die Staatsangelegenheiten nicht von der Religion trennen, denn dann könnte
man nicht mehr von einem islamisch geführten Staat reden. Der Islam möchte von einem
Staat, daß die Angelegenheiten des Volkes im Einklang mit dem Qur'ãn und der Sunna
gelöst werden. Wenn man jetzt Staat und Religion trennt, so kann dann keine Rede mehr
davon sein und dann kann man auch nicht mehr von einem islamisch geführten Staat
sprechen. Das heißt aber nicht, daß es in einem islamischen Staat nur Qur'ãn und die
Sunna gibt und daß es dann keine anderen Gesetze und Regeln geben kann. Man kann
Beschlüsse festlegen und neue Gesetze bestimmen, es kann auch eine Verfassung geben, aber
all dies darf nicht im Widerspruch zu zum Qur'ãn oder zur Sunna stehen. Schließlich gibt
es ja Themen, die weder im Qur'ãn noch in der Sunna angesprochen werden. Hier kann man
natürlich neue Gesetze beschließen. Wie aber bereits gesagt, man kann die
Staatsangelegenheiten von der Religion nicht trennen, denn dann werden die Angelegenheiten
des Volkes nicht mehr islamisch geregelt. Der Islam aber umfaßt alle Dinge und so muß er
auch praktiziert werden.
46.) Was ist die Scharia ?
Die Scharia ist das umfassende
Gesetz der Muslime, das von zwei Quellen abgeleitet wird: a) dem Qur'ãn und b) der Sunna,
den Handlungen des Propheten Muhammed. Sie umfaßt alle Bereiche des persönlichen und
gesellschaftlichen Lebens im Alltag. Das Ziel des islamischen Gesetzes ist der Schutz der
Grundrechte des Menschen als Individuum. Dies schließt das Recht auf Leben und Besitz,
auf politische und religiöse Freiheit, sowie den Schutz der Rechte der Frau und von
Minderheiten mit ein. Die niedrige Verbrechensrate in muslimischen Gesellschaften ist auf
die Anwendung des islamischen Gesetzes zurückzuführen.
47.) Was ist der Unterschied
zwischen Islam und Demokratie? Sind sie für den Islam oder für die Demokratie ?
Ein islamisches System und ein
demokratisch geführter Staat stehen nicht im Widerspruch zueinander, denn wir sehen, daß
die Kalifen nach dem Tod des Propheten demokratisch gewählt wurden und auch demokratisch
regiert haben. Bei der Wahl des ersten Kalifen Hazrat Abu Bakr hat zum Beispiel jeder in
einer offenen Wahl gewählt und Hazrat Abu Bakr hat gewonnen. Weil die Mehrheit sich für
ihn entschied, wurde der Wille der Mehrheit ausgeführt und deshalb steht ein
demokratischer Staat nicht im Widerspruch zum Islam. In einem demokratisch geführten
Staat kann der Islam praktiziert werden. Man kann nicht beides getrennt betrachten und
sich fragen, für welchen von beiden man sich entscheiden würde. Man kann auch beides
praktizieren. Im Islam wurden Provinzgouverneure, Richter oder Beamte bestimmt; es wurden
Staatspräsidenten entfernt, es wurden Verordnungen bestimmt, die Angelegenheiten regeln
sollten, die weder im Qur'ãn noch in der Sunna vorkamen. Islam und Demokratie sind also
keine Widersprüche; solange die Angelegenheiten islamisch gelöst werden, kann dies auch
ein demokratisch geführter Staat sein. Allerdings muß hier ein wichtiger Unterschied
betont werden, um eventuelle Mißverständnisse aus dem Weg zu räumen. Unter Demokratie
verstehen wir nicht, daß die Menschen nach ihrem Belieben Gesetze verabschieden können,
die beispielsweise unislamisch sind. Der Demokratiebegriff bezieht sich unter anderem auf
die freie Wahl und die Ernennung von Ministern und die Bildung von Provinzen (zum Beispiel
Bundesländern). Richtiger wäre es also zu sagen, daß im Islam demokratische Prinzipien
vorhanden sind und nicht, daß der Islam mit der Demokratie, wie sie von den meisten
Menschen gesehen wird, im Einklang steht.
48.) Warum wird den Dieben
die rechte Hand abgeschnitten ?
Wenn es ein Gebot des Qur'ãn oder
der Sunna ist, dann ist das für uns Muslime entscheidend. Daß dem Dieb aber die Hand
abgeschnitten wird, ist nicht so ein einfacher Vorgang, wie viele denken oder denken
wollen. Es darf also nicht bei jedem Dieb diese Strafe vollzogen werden. Dafür gibt es
Regeln und Einschränkungen. Wenn jemand auf der Straße, etwa weil er hungrig ist, etwas
stiehlt, wird ihm nicht die Hand abgehackt. Der Dieb muß zunächst klar denken können
und muß wissen, was er gerade tut. Er muß also einen bestimmten Reifegrad erreicht
haben. Er muß sehen können und er muß imstande sein, seine Tat als etwas Schändliches
zu erkennen. Er muß also wissen, daß im Islam Stehlen verboten ist. Es gibt noch viele
andere Kriterien. Nicht jeder Dieb wird so bestraft. Von Diebstahl spricht man, wenn eine
bestimmte Sache unrechtmäßig entwendet, gestohlen wird. Wenn ein Dieb nach einem
Diebstahl erwischt wird und das Gestohlene zurückgeben kann und seine Tat ausdrücklich
bereut und verspricht, es nie wieder zu tun, dann wird er nicht auf diese Weise bestraft.
Wenn aber alle oben genannten Kriterien zutreffen, etwas Wertvolles gestohlen und bereits
weitergegeben wurde und kein Zeichen von Reue zu erkennen ist, dann wird ihm die Hand
abgeschnitten, weil er diese Tat mit seiner Hand begangen hat. Ist diese Strafe nicht zu
hoch? Sinn des Bestrafens ist nicht, den Schuldigen zu quälen oder ihm Leid zuzufügen.
Wenn jemand bestraft wird, dann mit der Absicht, daß andere durch die Art der Strafe von
solch einer Tat abgeschreckt werden sollen. Eine Strafe muß abschreckend sein. Wenn eine
Strafe nicht so ist, dann heißt das, daß den Tätern der Weg zu dieser Tat geebnet wird.
Im Islam wird nur bestraft, wenn eine Handlung schädlich für die Gesellschaft ist. Wenn
aber eine Tat negative Auswirkungen auf die Gesellschaft hat, dann wird diese Person zum
Schutz der Gesellschaft bestraft und nicht deswegen, weil man dem Betreffenden Schmerzen
zufügen möchte. Wen dem so ist, müssen Strafen abschreckend sein. Wenn Sie einem Dieb
für ein paar Tage ins Gefängnis stecken, wird er seine Handlung nach seiner Entlassung
wieder ausführen. Und andere Mitglieder der Gesellschaft, die dieses beobachten, werden
sich auch den Mut nehmen und beginnen zu stehlen. Viele befürchten, daß - wenn der Islam
praktiziert wird - viele Menschen ihre Hände verlieren werden. Das war aber nie so und
wird auch nicht so sein. Während der Regierungszeit unseres Propheten wurden im großen
islamischen Staat fünf Menschen die Hand abgeschnitten. Innerhalb von zehn Jahren wurden
in einem so großen Land also nur fünf Menschen auf diese Weise bestraft. Das macht alle
zwei Jahre eine solche Bestrafung. Das heißt, ein Mensch wird für seine schlechte Tat
bestraft und innerhalb der nächsten 2 Jahre hat niemand den Mut aufgebracht, eine
ähnliche Tat zu begehen. Die Waren der Händler wurden draußen stehengelassen, aber
niemand faßte sie an. Während heute Wertgegenstände in Tresoren versteckt werden und
sie auch da vor Dieben nicht sicher sind. Wenn sich heutzutage Menschen dazu
entschließen, ihr Vermögen in Tresoren und ähnlichem unterzubringen, dann zeigt dies
nur, daß innerhalb dieser Gesellschaft kein Frieden herrscht und daß die allgemeine
Sicherheit nicht gewährleistet ist. Hier wird es immer Streit, Kampf und Anarchie geben.
Wenn wir die heutigen Staaten und Länder betrachten, müssen wir feststellen, daß allein
während eines Diebstahls, Einbruchs oder Überfalls viele Menschen vor Ort durch Kämpfe
umkommen; daß Tausende Menschen in Gefängnissen landen und immer wieder friedliche
Bürger ihr ganzes Vermögen verlieren. Aus diesem Grund hat Allah, der Seine Geschöpfe
besser als jeder Staat kennt, so eine abschreckende Strafe für Diebe eingeführt.
49.) Gibt es im Islam die
Todesstrafe ?
Ja, aber wieder nur unter ganz
bestimmten Umständen. Wenn jemand zum Beispiel einen anderen Menschen tötet, ohne daß
dieser etwas verschuldet hat. Wenn er also absolut unschuldig war, dann wird der Mörder
zur Sühne mit seinem Leben bezahlen müssen. Auch hier ist wieder von Abschreckung die
Rede. Wenn der Staat diese Person nicht tötet, wird vielleicht ein Familienangehöriger
des Getöteten aus Rache den Mörder selber oder einen aus seiner Familie töten, so wird
eine zweite Straftat begangen und der Teufelskreis nimmt seinen Lauf. In einigen Ländern
sterben durch sich immer wiederholende gegenseitige Racheakte Dutzende von Menschen. Aber
wenn der Staat diese Strafe ausführt, dann ist die Sache dort beendet. Ansonsten hat auch
die Todesstrafe viele Bedingungen, die erst einmal allesamt eintreten müssen, um sie
ausführen zu können.