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Das
Wirtschaftssystem im Islam
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Es gehört zu den natürlichen Bedürfnissen des Menschen, sich zu Gruppen bzw. zu einer
Gesellschaft zusammenzuschließen. Ein problemloses Zusammenleben ist nur dann möglich,
wenn sie sich an gewisse Regeln und Ordnungen halten. Neben dem politischen, dem
gesellschaftlichen und Rechtssystem gibt es das wirtschaftliche System. Die Frage, die
sich hierbei stellt, ist, auf welcher Grundlage diese Systeme beruhen müssen, um die
Probleme der Menschen auch grundlegend und umfassend lösen zu können. Können es von
Menschen gemachte Systeme sein oder ist dazu nur eine göttliche Offenbarung in der Lage?
Hier soll hauptsächlich ein Überblick über die Grundlagen des islamischen
Wirtschaftssystems gegeben und die Frage geklärt werden, ob es eine Alternative zu den
übrigen Wirtschaftssystemen sein kann.
Hier mögen sich schon einige Muslime fragen: Existiert überhaupt ein islamisches
Wirtschaftssystem? Die Frage mag berechtigt klingen angesichts der Tatsache, daß das
wirtschaftliche Geschehen - und nicht nur das - in der islamischen Welt nach westlichen
Spielregeln funktioniert. Der Muslim sieht heute in eine bedrückende Realität: seine
Welt ist in ca. fünfzig machtlose Staatsgebilde aufgesplittert, die von
Marionettenherrschern regiert werden, welche ihr Volk gnadenlos ausbeuten und
unterdrücken. Doch leider glauben die meisten Muslime, daß sie keine andere Wahl haben,
als sich mit der Realität abzufinden und sich mit den gegebenen Umständen zu
arrangieren. Andere sind von den vermeintlichen Erfolgen des westlichen Wirtschaftssystems
so geblendet, daß sie die tatsächliche Realität nicht sehen können oder wollen. Der
Westen versucht wiederum, sein System als die einzig funktionierende Alternative zu
präsentieren. Wenn man allerdings die gegenwärtige Lage auf der Welt beobachtet und
genauer analysiert, wird einem bewußt, daß es ein ungerechtes und unmenschliches System
ist. Wenn wir beispielsweise an die Länder der Dritten Welt denken, haben wir ein
bestimmtes Bild von Hunger, Dürre, sterbenden Menschen, Bürgerkriegen u.s.w im Kopf.
Zudem denkt man an die hohe Staatsverschuldung der einzelnen Länder, aus der sie nicht
mehr herauskommen. Man muß sich über die Gründe dieser Entwicklungen Gedanken machen
und unweigerlich zu dem Schluß kommen, daß der kapitalistisch geprägte Westen die
Hauptschuld trägt, indem seine zwei ?Weltorganisationen? die Entwicklungsländer in diese
Verschuldung hineintrieben haben, nämlich die Weltbank und der Internationale
Währungsfond (IWF). Diese beiden Organisationen haben angeblich die Aufgabe, den Ländern
der Dritten Welt aus ihrer wirtschaftlichen Misere zu helfen und ihnen wirtschaftliche und
finanzielle Entwicklungshilfe zu leisten. Aber praktisch setzen sie einen "modernen
Kolonialismus" fort, indem sie diese Länder in ihre Abhängigkeit bringen und sie
wirtschaftlich ausbeuten. Die Weltbank und der IWF gewähren Kredite an Länder der
Dritten Welt und treiben sie in eine so enorm hohe Verschuldung, aus der sie aus eigener
Kraft nicht mehr herauskommen. Diese Kredite sind mit so hohen Zinsen behaftet, daß die
Exportgewinne der jeweiligen Länder nicht mal ausreichen, um die Zinsen zu tilgen, so
daß weitere Kredite aufgenommen werden müssen und sie unweigerlich in einen Teufelskreis
und in den Ruin hineingetrieben werden. 1988 betrug die Schuldensumme aller
Entwicklungsländer 1200 Milliarden Dollar. Mexiko beispielsweise gehört zu den
höchstverschuldeten Ländern der Welt. Es wurde errechnet, daß jedes neugeborene Baby in
Mexiko schon bei seiner Geburt den westlichen Banken mehr als 1000 Dollar schuldet. Wer
aber glaubt, daß die vielen Kredite und Entwicklungsgelder der Bevölkerung zugute
kommen, irrt sich. Denn oft landen sie direkt oder indirekt in den Taschen der
Herrschercliquen, mit denen diese ihre Verschwendungssucht befriedigen oder sie für
nutzlose Prestigeprojekte oder Rüstungsgüter ausgeben. Viele der Kredite fließen direkt
wieder auf ausländische Konten ab. So flossen innerhalb von zehn Jahren von 450
Milliarden Dollar Neuverschuldung knapp die Hälfte wieder ins Ausland zurück. Man darf
nicht vergessen, daß der Kolonialismus die Wirtschaftsstrukturen der heutigen
Entwicklungsländer zugunsten der eigenen heimischen Wirtschaft völlig zerstört hat. Die
vorgefundenen fruchtbaren Anbauflächen in den Kolonialgebieten wurden zu Monokulturen
umgewandelt und auf das europäische Konsumverhalten eingestellt. Anstatt beispielsweise
Hirse oder Weizen anzubauen, wurde nur noch Kaffee oder Tabak für den westlichen
Konsumenten angebaut. Diese Form der Ausbeutung hat sich bis heute nicht geändert. Die
Wirtschaft war damit nur noch auf die Luxusbedürfnisse der westlichen Welt ausgerichtet.
Millionen von Menschen verhungern weltweit, während die EU tonnenweise Lebensmitteln
vernichtet oder lagert, nur damit die Weltmarktpreise stabil bleiben und die europäischen
Bauern ihr Einkommen haben. Obwohl die Bewohner der reichen Industrienationen nur 20% der
Weltbevölkerung ausmachen, beanspruchen sie 80% der Weltenergie, 85% des Weltholzes und
70% der Weltnahrung. Entsprechend dieser kapitalistischen Mentaltät sieht auch der
zynische Lösungsvorschlag für dieses Problem aus: ?Eine gerechte Verteilung und
Gewährleistung der vorhandenen Ressourcen würde nur durch die Reduzierung der
Weltbevölkerungszahl erreicht werden?. "Welt" ist nur auf den armen Süden
beschränkt und bezieht nicht die reichen Industrieländer ein, denn dort sollen die
Bevölkerungszahlen wachsen. Aber warum soll man so weit nach Afrika blicken? Gibt es in
den sogenannten reichen Industrieländern, wie etwa in den USA und Deutschland keine
Armut? Gemessen wird der Reichtum oder Fortschritt dieser Länder am sogenannten
Bruttosozialprodukt, also anhand von Zahlen und Fakten, die Jahr für Jahr stolz
verkündet werden. Aber sagen diese Zahlen über die eigentlichen Verhältnisse und
Zustände der Menschen in einem Land wirklich etwas aus? Wie viele Obdachlose müssen
mitten im Finanz- und Wirtschaftszentrum New York, im Schatten von Wallstreet und
World-Trade-Center ihr Dasein fristen und im Winter erfrieren, während nebenan
Milliardengeschäfte getätigt werden? Während die einen sich ihr tägliches Brot aus
Mülltonnen suchen müssen, füttern andere ihre Hunde mit Delikatessen. Die medizinische
Versorgung läßt ebenso zu wünschen übrig, wobei das Recht auf Behandlung nur
denjenigen vorbehalten ist, die es sich leisten können. Ebenso wie in den USA sieht es
auch in Deutschland nicht gerade rosig aus. Obwohl Deutschland einerseits zu den
führenden Wirtschaftsnationen mit einem hohen Bruttosozialprodukt zählt und sich als
"Sozialstaat" rühmt, spricht man in den letzten Jahren oft von der "neuen
Armut" in Deutschland. Auch wenn man es sich nicht vorstellen kann, gibt es Menschen
in Deutschland, die von wenigen DM pro Tag leben müssen. Obdachlose beispielsweise, die
nach Verlust ihres Arbeitsplatzes und ihrer Wohnung in einen unüberwindbaren Teufelskreis
geraten und durch das "soziale Netz" fallen. Wie schnell kann es passieren, daß
man in den wirtschaftlichen Ruin getrieben wird, wenn man in der Hoffnung auf ein eigenes
Haus, sich bei der Kreditnahme übernimmt. Noch vor dem Einzug in die neue Wohnstätte ist
sie mit hohen Schulden belastet, die man in Form festgelegter Zahlungen monatlich an die
Bank zu entrichten hat. Der wahre Eigentümer ist also die Bank, solange das Haus nicht
bis zum letzten Pfennig abbezahlt ist. Gerät man einmal in Zahlungsrückstand, z.B. durch
Arbeitslosigkeit, Krankheit oder ähnliches hat die Bank das Recht das Haus zu pfänden
und es zu versteigern. Mehr als die Hälfte aller deutschen Haushalte sind überschuldet,
nicht zuletzt aufgrund ihres Verständnisses, daß nur materieller Besitz im Leben zählt
und man bestimmte Statussymbole vorweisen muß, um in der Gesellschaft akzeptiert zu
werden. Einziger Gewinner ist immer die Bank! Diese Beispiele zeigen auch daß das gesamte
kapitalistische Wirtschafts - und Finanzsystem auf Zinsen basiert. Es ist ein System, das
lediglich auf Profit und den wirtschaftlichen Nutzen ausgerichtet ist und in dem der
Mensch auf der Strecke bleibt. Darin liegt der klare Unterschied zum islamischen
Wirtschaftssystem! Im Gegensatz zur kapitalistischen Auffassung hält der Islam die
gerechte Verteilung der Güter und nicht die Produktion für das wirtschaftliche
Hauptproblem. Aus der Sicht des Westens herrscht eine relative Knappheit an vorhandenen
Ressourcen, während das Konsumverlangen danach unendlich groß ist. Deshalb konzentriert
man sich darauf immer mehr zu produzieren, um den wachsenden Bedürfnissen der Menschen
nachkommen zu können. Im islamischen Wirtschaftssystem steht der Mensch mit seinen
Grundbedürfnissen im Mittelpunkt. Der Islam unterscheidet zwischen den primären
Grundbedürfnissen und den übrigen sekundären Bedürfnissen. Dass weltweit genügend
Ressourcen vorhanden sind um die Grundbedürfnisse aller Menschen zu befriedigen, kann
wohl niemand verleugnen. Der Prophet beschreibt diese Grundbedürfnisse folgendermaßen:
"Der Sohn Adams (Mensch) besitzt kein besseres Recht, als ein Haus zu haben, worin er
wohnen kann, Kleidung, womit er seine Blöße bedecken kann, und ein Stück Brot und etwas
Wasser." Dieser Hadith macht eine klare Aussage darüber, daß Unterkunft, Kleidung,
und Nahrung die fundamentalen Bedürfnisse des Menschen sind. In einem Staat, in dem die
islamische Sarica umgesetzt wird, wird das wirtschaftlich Problem des Menschen richtig
erkannt und gelöst. Es ist Aufgabe und Pflicht des Staates, ein Wirtschaftssystem
anzuwenden, bei dem es sowohl jedem muslimischen als auch nichtmuslimischen Bürger
ermöglicht wird, seine primären Grundbedürfnisse zu befriedigen. Ist ein Bürger nicht
dazu in der Lage, eines dieser Grundbedürfnisse zu decken, ist der Staat dazu
verpflichtet unterstützend einzugreifen. Darüberhinaus schafft der Staat auch die
optimalen Rahmenbedingungen, dass der Mensch nach Kräften seine ergänzenden Bedürfnisse
befriedigen kann. Ganz anders sieht der Westen das wirtschaftliche Problem. Materieller
und wirtschaftlicher Wohlstand sind Mittelpunkt und Ziel eines kapitalistisch geprägten
Lebens. Der Islam lehrt uns daß das wahre Ziel des Lebens darin besteht, das Wohlgefallen
Allahs (s.t.) durch ein rechtschaffenes, von der Sarica geleitetes Leben zu erlangen.
Einerseits ist materieller Wohlstand sicherlich wichtig und notwendig, andererseits kann
er nicht das ultimative Ziel und der Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns im Leben
sein. Erwerb und Besitz von Eigentum wird als notwendig, aber nicht als Lebensziel
betrachtet. Alle Handlungen, natürlich auch im wirtschaftlichen Bereich, werden von der
Sarica geleitet, und dementsprechend basiert das ganze Wirtschaftssystem auf dieser
Grundlage. Deshalb gibt es im islamischen Wirtschaftssystem klare Richtlinien bezüglich
des Eigentums, seiner Verfügungsgewalt und seiner Verteilung. Zunächst gehört alles,
was existiert, Allah, dem Erhabenen. Der Mensch hat lediglich das Nutzungsrecht über
diese Güter und ist verpflichtet sie verantwortungsvoll zu verwalten:
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"Glaubt an Allah und
Seinen Gesandten und spendet von dem, zu dessen Erben Er euch gemacht hat" (Al-Hadid
57, Aya 7) Das bedeutet allerdings nicht, daß Privateigentum verboten wäre. Der
Mensch kann Güter und Vermögen, die er rechtmäßig erworben hat, auch sein Eigentum
nennen. Die Erwerbsquellen für Privateigentum können vielfältig sein. Es entsteht
entweder durch eigene Leistung, beispielsweise durch Arbeit oder durch Vererbung oder
Schenkung, aber auch durch Zuwendungen des Staates. In der islamischen Wirtschaftsordnung
gibt es allgemeine Richtlinien, was die Art und Weise des Geld- und Eigentumserwerbs
betrifft. Beispielweise ist der Handel grundsätzlich erlaubt, solange es sich nicht um
verbotene Waren wie Alkohol oder Schweinefleisch handelt, deren Verzehr und somit auch
deren Besitz und Verkauf verboten ist.
Neben dem Privateigentum unterscheidet der Islam das öffentliche und das Staatseigentum.
Unter öffentlichem Eigentum versteht man Güter, die der Gemeinschaft gehören, dessen
Eigentum sich alle Bürger des Staates teilen. Hierzu zählen Wasser, Wälder, Weideland,
aber auch Rohöl und andere Bodenschätze. Der Prophet (a.s.s.) sagt in einem Hadith:
"Die Muslime sind Teilhaber an drei Dingen: Wasser, Weideland und Feuer." Aus
diesem Hadith geht hervor, daß Wasser, aber auch z.B. Erdöl, Kohle und alle
Energiequellen wie Elektrizität u.s.w. öffentliches Eigentum, also Eigentum aller
Muslime ist und damit Eigentum der Umma. Es darf weder zum Privatbesitz einer Einzelperson
oder eines Unternehmens noch zum Besitz des Staates gehören. Denn diese drei Arten von
Eigentum müssen genau unterschieden werden. Öffentliches Eigentum muß in irgendeiner
Form den Bürgern des Staates unentgeltlich zur Verfügung stehen. Der Staat übernimmt
die Förderung und Bewirtschaftung dieser Güter im Auftrag der Umma und gibt sie an diese
in Form von kostenlosen Dienstleistungen weiter. D.h. Strom- oder Wasserrechnungen gibt es
im islamischen Staat für den Normalverbrauch nicht. Für jeden Haushalt kann ein gewisser
Freibetrag an KWh Strom bzw. an Kubikmeter Wasser bezogen werden. Eine ungewöhnliche
Vorstellung für jemanden, der in einer kapitalistischen Umgebung aufgewachsen ist. Zum
öffentlichen Eigentum gehören ebenfalls öffentliche Einrichtungen wie Moscheen,
Schulen, Krankenhäuser, die ebensowenig in privater Hand sein dürfen wie Flüsse oder
Seen. Zum staatlichen Eigentum gehören beispielsweise große Unternehmen wie Schwer- oder
Rüstungsindustrie. Der islamische Staat ist verpflichet, in das Wirtschaftsgeschehen
einzugreifen, wenn gegen islamische Vorschriften verstoßen wird. Er muß dafür sorgen,
daß das Gleichgewicht in der Gesellschaft hergestellt und erhalten wird und eine gerechte
Verteilung des Vermögens gewährleistet ist. Der Staat soll den Wettbewerb fördern, aber
eine Monopolisierung und das Horten von Waren, um durch Verknappung des Angebots auf dem
Markt, hohe Preise zu erzielen verhindern. Ebenso lehnt der Islam das Horten von Geld
strikt ab:
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"Denjenigen nun, die
Gold und Silber horten und es nicht um Allahs Willen ausgeben, verkünde eine schmerzhafte
Strafe!" (Al-Taubah 9, Aya 34). Im Islamischen Staat ist die Geld- und
Finanzpolitik gekennzeichnet durch das Riba-Verbot, was im Westen eine unmögliche
Vorstellung wäre. Denn das Zinssystem ist ein Eckpfeiler des kapitalistischen
Wirtschaftssystems. Für den kapitalistisch denkenden Menschen ist sie eine
Selbstverständlichkeit im Interesse des wirtschaftlichen Fortschritts und des Profits.
Ein offensichtliches Beispiel für den Nachteil des Zinssystems zeigt das Unheil, das die
Kreditpolitik in den Entwicklungsländern angerichtet hat. Solchen Entwicklungen beugt der
Islam von vornherein vor, indem der Islam jede Form von Zinsen oder Zinsgeschäften strikt
ablehnt. Die Beweise aus Qur'an und Sunna sind zahlreich und eindeutig.
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"Diejenigen, die Zinsen
verschlingen sollen nicht anders dastehen, als wie einer, der vom Satan erfaßt und zum
Wahnsinn getrieben wird. Dies soll so sein, weil sie sagen: Handel ist dasselbe wie
Zinsnehmen" (Al-Baqara 2, Aya 275)
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"Oh, die ihr glaubt,
fürchtet Allah und verzichtet auf das, was noch übrig ist an Zinsen, wenn ihr Gläubige
seid. Und wenn ihr dies nicht tut, dann ist euch Krieg angesagt von Allah und Seinem
Propheten." (Al-Baqara 2, Aya 278-79)
Auch die Adilla (Rechtsbeweise) aus der Sunna sind eindeutig: Gabir überlieferte vom
Propheten: "Der Prophet verfluchte denjenigen, der Zinsen nimmt und sie zahlt,
denjenigen, der es niederschreibt und es bezeugt. Und er sagte: "Sie sind alle
gleich""(Ahmad, Muslim, Tirmidi) In einem anderen Hadit von Abu Huraira
heißt es: Der Prophet sagte: "Riba hat siebzig Abstufungen; die harmloseste ist
vergleichbar mit einem Mann, der mit seiner eigenen Mutter Zina begeht."
Der Islam definiert deutlich die erlaubten Wege des Gelderwerbs und der
Eigentumsbereicherung, sowie den Umgang mit diesem Geld und fordert den Muslim auf, seinen
Gesetzen und Vorschriften uneingeschränkt zu folgen. Die erlaubten Möglichkeiten des
Gelderwerbs sind durch entsprechende Gesetze vorgezeichnet und entsprechend sind die
verbotenen Wege deutlich. So ist die Bereicherung durch Diebstahl, Glücksspiel,
Prostitution, Handel mit islamisch verbotenen Dingen u.s.w. verboten. Eine Freiheit der
Eigentumsbildung im Sinne des Kapitalismus existiert im Islam nicht. Der Staat, der
öffentliche Aufgaben und Dienstleistungen übernimmt, verwaltet das öffentliche und
staatliche Eigentum und muß die Einnahmen und Ausgaben verwalten. Dies wird vom
Schatzhaus (Bait al-Mal) übernommen. Hier werden die Abgaben der Bürger und die Gewinne
aus dem erwirtschafteten öffentlichen Eigentum eingezahlt, verwaltet und von dort aus
verteilt. Dabei liegt die Verteilung im Ermessen des Staatsoberhauptes, außer im Fall der
Zakat-Einnahmen. Denn diese dürfen nur für jene acht Personengruppen ausgegeben werden,
die im Qur'an ausdrücklich erwähnt werden. Die Zakat-Einnahmen müssen vom Staat zentral
eingesammelt und auch zentral verteilt werden und dürfen nicht mit anderen Einkünften
vermischt werden, da sie zu den grundlegenden Pflichten des Islam gehören. Andere
Einkünfte des Staates bestehen aus der Gizya, dem Tribut nichtmuslimischer, männlicher
Bürger an den Staat, dem cUsr, dem Zehntel auf Bodenerträge als Ernte-Zakat, und dem
Harag, einer weiteren Bodenabgabe. Aus der Staatskasse werden zinslose Kredite vergeben,
in öffentliche Projekte investiert, staatliche Zuwendungen vergeben u.s.w. Der Staat kann
in Ausnahmenfällen eine Sondersteuer für Muslime erheben, wenn nicht genügend
Finanzmittel zur Verfügung stehen, um notwendige Zahlungen zu tätigen.
Dieser Überblick zeigt, daß das islamische Wirtschaftssystem im Vergleich zu anderen
Systemen die einzige ernsthafte Alternative darstellt, bei der das Wohlergehen des
Menschen im Mittelpunkt steht und nicht der schnelle wirtschaftliche Profit oder die
Steigerung der Produktion. Der Islam kennt keine Weltbankkredite, keine Ausbeutung und
keine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Deswegen ist es notwendig einen Staat zu errichten, in
dem dieses System Anwendung finden kann. Die Menschen sollten die Möglichkeit erhalten,
sich selbst von der Gerechtigkeit und der Umsetzbarkeit dieses Systems zu überzeugen.
Viele Beispiele aus der Geschichte zeugen vom Erfolg dieses Systems und könnten auch
heute wieder zum Tragen kommen, wenn sich die Muslime wieder darauf besinnen, daß der
Islam eine umfassende Lebensordnung ist, die alle Bereiche des Lebens umfaßt. Denn die
Muslime finden dann erst wieder aus dieser Misere heraus, wenn sie sich wieder bewußt
werden, daß der Islam vollkommen ist, denn es heißt im Qur'an:
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"Heute
habe ich euch euren Din vervollkommnet und meine Gnade an euch erfüllt und den Islam als
Lebensordnung für euch gutgeheißen!" (Al-Maida 5, Aya 4)
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